Gestresster Hund
Stress. Ein Begriff, der uns nahezu ständig begegnet. Jeder ist irgendwie gestresst. Gehört das nicht zum Leben?
Was Stress ist und wie dieser sich auf deinen Hund auswirkt, liest du hier.
Was ist Stress?
Bestimmt kennst du das Gefühl, dein Herz beginnt wie verrückt zu klopfen, vielleicht rutscht es dir sogar sprichwörtlich in die Hose, deine Hände sind zittrig und dir wird ganz flau. So fühlen wir uns in Situationen, die besonders herausfordernd für uns sind. Das können Prüfungen, ein unangenehmes Gespräch, oder der nächtliche Heimweg an einer dunklen Straße sein. Von Stress spricht man, wenn man eine körperliche und psychische Reaktion beschreibt, die hauptsächlich durch äußere Einflüsse hervorgerufen wird, um herausfordernde Situationen zu bewältigen
Formen von Stress
Man unterscheidet bei Stress zwischen zwei verschiedenen Formen.
- Dem positiven Stress, auch Eustress genannt
- und negativem Stress, auch Distress genannt.
Eustress, oder kontrollierbarer Stress entsteht in Situationen, die vom Individuum gemeistert werden können. Hier wirkt der Stress stimulierend auf das Gehirn und der Neurotransmitter Dopamin sorgt dafür, dass wir uns nach Bewältigung der Aufgabe gut fühlen. Hierzu kann man zum Beispiel angemessenes Training mit dem Hund zählen. Der Hund bekommt eine Aufgabe, die er lösen kann ohne in eine Überforderung zu geraten.
Beim Distress sprechen wir jedoch von negativem, unkontrollierbarem Stress. Diese Stressform charakterisiert sich vor allem dadurch, dass die vorhandenen Bewältigungsstrategien nicht greifen und das Individuum selbst keine Lösung der Situation herbeiführen kann. Charakteristisch sind hier beispielsweise Ohnmachtsgefühle, Verzweiflung und Hilflosigkeit, aber auch eine dauerhafte Überforderung löst negativen Stress aus. Dazu können zum Beispiel Angstprobleme beim Hund; permanente Frustration im Hundetraining, durch zu schwierige Übungen; zu viele äußere Reize, die der Hund nicht mehr verarbeiten kann und auch zu wenig Erholungsphasen gehören.
Diese Form des Stress ist es, die Menschen und auch Hunde und andere Lebewesen auf Dauer krank machen kann.
Chronischer Stress, also langanhaltender Stress führt dazu, dass der oben beschriebene Zustand längere Zeit aufrecht erhalten wird. Das führt dazu, dass der Körper wertvolle Ressourcen verbraucht. Dadurch werden das Immunsystem und auch die Stoffwechselvorgänge im Gehirn beeinflusst. Das wichtigste Hormon in diesem Zusammenhang ist das sogenannte Cortisol. Der Körper setzt Cortisol zur Stressbekämpfung ein. Ein hoher Cortisolspiegel im Blut lässt uns also Rückschlüsse über den Stresszustand des Körpers ziehen. Gleichzeitig führt eine Minderung anderer Botenstoffe (Norepinephrin, Endorphine) dazu, dass der Hund in einen Erschöpfungszustand gerät, der sich unter anderem durch gestörten Schlafrhythmus, Schwierigkeiten klar zu denken, gestörte rationale Aktivität, Schmerzüberempfindlichkeit und mangelnder Fähigkeit zu Freude äußert.
Wie entsteht Stress?
Stress entsteht im Gehirn. Bei akutem Stress landen die auslösenden Reize im Gehirn in der Amygdala, die zum limbischen System gehört, in dem vor allem Emotionen verarbeitet werden. Die Amygdala ist das Angstzentrum im Gehirn, wird sie aktiviert, schüttet der Körper eine Menge Botenstoffe aus. Dazu gehört unter anderem Adrenalin, was den Herzschlag erhöht und das Blut schneller zirkulieren lässt, damit die Muskeln bei einer Flucht mit genug Sauerstoff versorgt werden. Gleichzeitig schüttet das Gehirn die Neurotransmitter Norepinephrin und Dopamin aus, was das rationale Denken und den Abruf erlernter Bewältigungsstrategien erschwert. Der Körper bereitet sich auf Fluch oder Angriff vor.
Woran erkenne Ich Stress bei meinem Hund?
Jedes Individuum reagiert anders auf Stress, deshalb kann es manchmal schwer sein, die Anzeichen zu erkennen, da sie nicht immer in gleich starker Ausprägung gezeigt werden.
Stress äußert sich unter anderem durch
- schnelles, flaches oder tiefes, angestrengtes Hecheln,
- Mangel an Konzentration oder Aufmerksamkeit,
- Schweißpfoten,
- Gähnen,
- Hyperaktivität oder Reaktivität,
- vermehrtes Urinieren und Koten,
- Erbrechen und Durchfall,
- Strecken in "unpassenden" Situationen,
- Schütteln, als wäre das Fell nass,
- Verwirrtheit,
- Selbstverstümmelung,
- exzessive Körperpflege,
- Zwangshandlungen (Stereotypien),
- Übermäßiges Schlafbedürfnis,
- Hautprobleme,
- Störung des Immunsystems,
- übermäßiger Durst,
- Steifheit des Körpers durch verspannte Muskulatur,
- Zittern,
- und/oder Übersprungshandlungen.
Wie kann Ich meinem Hund helfen?
Wichtig zu erwähnen ist, dass Stress nicht per se schlecht ist! Stress, der für den Hund zu bewältigen ist, kann sogar positiv sein. Zu vermeiden ist vor allem negativer, langanhaltender Stress, der den Hund auf Dauer krank und schwer händelbar machen kann.
- Hierzu ist es wichtig, den Hund zu beobachten und ihm zu ermöglichen seinem natürlichen Ruhebedürfnis von 17-21 Stunden täglich nachzukommen. In dieser Zeit verarbeitet der Hund Umweltreize und Erlebtes, genau wie wir Menschen. Jeder kennt vielleicht die Aussage, "nach müde kommt blöd" und sie lässt sich genauso gut auch auf unsere Hunde anwenden.
- Aber auch kognitive Auslastung des Hundes ist wertvoll, denn die Konzentration auf etwas Erfreuliches spricht andere Gehirnareale an und das Emotionszentrum im Gehirn kann sich regenerieren.
- Auch entspannte Spaziergänge helfen dem Hund mit Stress umzugehen. Angemessene Bewegung fördert die Produktion von Glücksbotenstoffen im Gehirn. Was für den Hund ein entspannter Spaziergang ist, ist sehr individuell und abhängig von Rasse, Alter und Charakter des Hundes.
- Wenn du merkst, dein Hund gerät im Training mit dir in Stress und kann nicht mehr klar denken, dann solltest du das Training beenden.
Hunde, die an chronischem Stress leiden können auch über spezielles Training, Ernährung, Futterergänzung oder Medikamente unterstützt werden.
Wenn das Thema dich besonders interessiert und du gerne mehr dazu wissen möchtest, empfehle ich das Buch "Der gelassene Hund" von Gülay Ücüncü. Und sollte dir das nicht genügen und du mehr über die Neuropsychologie des Hundes erfahren möchtest, lege ich dir "Die Neuropsychologie des Hundes" von James O´Heare ans Herz.
Dein Hund ist gestresst?
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Gerne helfe ich dir dabei!